Psychologische Hilfe bei Suizidgedanken: Suizidgedanken gehören zu den schwersten psychischen Belastungen, die ein Mensch erleben kann.

Triggerwarnung: Dieser Artikel behandelt das Thema Suizidgedanken. Es werden keine Methoden beschrieben. Wenn du selbst betroffen bist, wende dich bitte sofort an einen vertrauten Menschen oder an professionelle Hilfe (z. B. Telefonseelsorge Österreich: 142, Telefonseelsorge Deutschland: 0800 111 0 111).
1. Einleitung – Warum wir über Suizidgedanken sprechen müssen
Suizidgedanken gehören zu den schwersten psychischen Belastungen, die ein Mensch erleben kann. Viele Betroffene fühlen sich mit diesen Gedanken allein und unverstanden. Dabei sind Suizidgedanken keineswegs selten – und sie entstehen fast immer aus einem Zusammenspiel aus seelischem Leid, psychischen Erkrankungen und sozialen Belastungen.
Psychologische Hilfe bei Suizidgedanken: solche Gedanken bedeuten nicht automatisch, dass jemand wirklich sterben will. Häufig stehen dahinter vielmehr der Wunsch nach Ruhe, Erlösung von Schmerzen oder ein Ende einer als ausweglos empfundenen Situation. In der Psychologie sprechen wir daher oft von einem Hilferuf der Seele.
2. Ursprung von Suizidgedanken – wie sie entstehen
Die Entstehung von Suizidgedanken ist komplex. Sie haben fast nie nur eine einzige Ursache, sondern sind das Ergebnis mehrerer Faktoren.
- Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung oder posttraumatische Belastungsstörung sind häufig mit Suizidgedanken verbunden.
- Krisen und Belastungen: Der Verlust einer nahestehenden Person, Trennungen, berufliche Überlastung oder finanzielle Sorgen können Gedanken auslösen, „nicht mehr weitermachen zu wollen“.
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit: Ein zentrales Muster ist die Wahrnehmung, dass sich die eigene Situation niemals mehr verbessern könnte.
- Innere Erschöpfung: Viele Betroffene berichten, dass sie sich emotional und körperlich völlig ausgelaugt fühlen. Suizidgedanken erscheinen dann wie eine letzte „Fluchtmöglichkeit“.
3. Krankheitsbilder, die Suizidgedanken begünstigen
Suizidgedanken treten nicht immer im Rahmen einer Diagnose auf, doch bei bestimmten Krankheitsbildern ist die Wahrscheinlichkeit erhöht:
- Depressionen: Hier stehen Gefühle von Wertlosigkeit, Schuld und tiefer Hoffnungslosigkeit im Vordergrund.
- Angststörungen: Dauerhafte Ängste und Panikattacken können Menschen so stark belasten, dass Gedanken an ein „Ende“ entstehen.
- Borderline-Persönlichkeitsstörung: Viele Betroffene leiden unter intensiven Gefühlen, Impulsivität und Tendenzen zu selbstverletzendem Verhalten, was auch suizidale Krisen begünstigen kann.
- Suchterkrankungen: Alkohol oder Drogen können einerseits Suizidgedanken verstärken und andererseits Hemmungen abbauen, die sonst vor Handlungen schützen.
4. Wie kündigen sich Suizidgedanken an?
Suizidgedanken verlaufen oft in Phasen. Häufig gibt es Vorboten, die Angehörige und Fachkräfte ernst nehmen sollten:
- Rückzug von Freunden und Familie
- Vermehrte Äußerungen von Hoffnungslosigkeit oder Wertlosigkeit
- Desinteresse an früher wichtigen Aktivitäten
- Gereiztheit
- Sätze wie „Es hat ja alles keinen Sinn mehr“ oder „Ihr wärt ohne mich besser dran“
- Auffällige Ruhe und scheinbare Besserung des Zustands nach längerer innerer Unruhe (manchmal ein Warnsignal!)
Nicht jeder Hinweis bedeutet automatisch akute Gefahr – aber jedes Signal verdient Beachtung und ein Gespräch.
5. Normale Gedanken vs. Alarmstufe – wo liegt die Grenze?
Es gibt einen Unterschied zwischen kurzzeitigen, abstrakten Gedanken („Manchmal wäre es leichter, nicht mehr da zu sein“) und konkreten Suizidabsichten.
- Abstrakte Gedanken: Sie können in schweren Stresssituationen auftreten. Solche Gedanken sind ernst zu nehmen, bedeuten aber nicht sofort eine akute Gefahr.
- Zunehmende Konkretisierung: Wenn Menschen beginnen, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, häufiger darüber nachdenken oder anfangen, sich gedanklich Szenarien auszumalen, steigt das Risiko.
- Akute Gefahr: Wenn konkrete Pläne auftauchen, jemand Abschiedsgesten zeigt oder Dinge regelt („Ich will mich verabschieden“), ist sofortige Hilfe notwendig.
6. Psychologische Therapie – der wichtigste Ansatzpunkt
Psychologische Hilfe bei Suizidgedanken: Therapie spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit Suizidgedanken. Der Kern liegt darin, wieder Hoffnung und Perspektiven aufzubauen.
- Gesprächstherapie: Schon das Aussprechen von Gedanken entlastet Betroffene. Schweigen verstärkt oft nur das Gefühl von Einsamkeit.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Hier werden negative Denkmuster hinterfragt und alternative Sichtweisen erarbeitet.
- Stabilisierende Methoden: Atemtechniken, Achtsamkeit, Entspannungstraining können helfen, akute Spannungen zu reduzieren.
- Beziehungsarbeit: Viele Patient*innen erleben in der Therapie zum ersten Mal, dass ihre Not wirklich gesehen und ernst genommen wird.
Als Psychologin biete ich einen geschützten Raum, in dem Betroffene offen über ihre Gedanken sprechen dürfen, ohne bewertet zu werden.
7. Wann ist ein Aufenthalt in der Psychiatrie sinnvoll oder nötig?
Nicht jede*r Betroffene benötigt sofort einen stationären Aufenthalt. Doch in manchen Situationen ist er der sicherste Weg:
- Wenn akute Suizidabsichten bestehen
- Wenn jemand sich selbst nicht mehr schützen kann
- Wenn schwere psychische Erkrankungen in einer akuten Phase vorliegen
- Wenn Angehörige überfordert sind und keine Sicherheit gewährleistet werden kann
In einer psychiatrischen Klinik steht zunächst die Krisenintervention im Vordergrund: Schutz, Stabilisierung, medizinische und therapeutische Unterstützung. Oft ist ein stationärer Aufenthalt nur vorübergehend notwendig, bevor eine ambulante Therapie weitergeführt werden kann.
8. Wie Angehörige helfen können
Auch Familie und Freunde sind wichtige Schutzfaktoren. Hilfreich ist:
- Zuhören, ohne zu bewerten oder vorschnelle Ratschläge zu geben
- Ernstnehmen jeder Äußerung
- Unterstützung anbieten
- Zu professioneller Hilfe ermutigen
- In akuten Situationen sofort den Notruf oder psychiatrische Notdienste einschalten (Telefonnummern siehe unten: Hilfsangebote)
9. Hoffnung und Ausblick
Suizidgedanken sind ein ernstes Warnsignal – aber sie sind kein unabwendbares Schicksal. Mit der richtigen Unterstützung, psychologischer Begleitung und gegebenenfalls medizinischer Behandlung können Betroffene wieder Lebensfreude entwickeln.
Therapie bedeutet nicht nur „Krise überstehen“, sondern auch neue Wege entdecken, Sinn finden und das Leben wieder als gestaltbar erleben.
10. Fazit
Suizidgedanken sind Ausdruck tiefen seelischen Leids, nicht Schwäche. Sie entstehen häufig im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen oder schweren Krisen. Entscheidend ist, sie früh zu erkennen, ernst zu nehmen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Psychologische Hilfe bei Suizidgedanken: als Psychologin sehe ich meine Aufgabe darin, gemeinsam mit Betroffenen neue Perspektiven zu eröffnen und konkrete Schritte aus der Dunkelheit zu erarbeiten. Wenn du dich von Suizidgedanken betroffen fühlst oder eine dir nahestehende Person damit zu kämpfen hat, lass uns gerne im kostenlosen Erstgespräch darüber sprechen!
Hilfsangebote:
- Telefonseelsorge Österreich: rund um die Uhr, anonym & kostenlos erreichbar; Tel.: 142; Web: https://www.telefonseelsorge.at
- Rat auf Draht (für Kinder, Jugendliche & deren Bezugspersonen): Tel.: 147 rund um die Uhr, anonym, kostenlos; Web: https://www.rataufdraht.at
- Kriseninterventionszentrum Wien: Beratung bei akuten psychischen Krisen; Tel.: +43 (0)1 406 95 95; Web: https://www.kriseninterventionszentrum.at
- Psychosozialer Notdienst (Wien): Tel.: 01 31330 (täglich, rund um die Uhr)
- Polizei & Rettung: 112 oder 133 / 144
- Europäische Notrufnummer: 112 (EU-weit)
- Telefonseelsorge Deutschland: 0800 111 0 111 (kostenlos, 24/7)
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116117
- Notruf: 112 (bei akuter Gefahr)
- Internationale Hotlines: https://findahelpline.com
Quellen:
- Hegerl, U. & Zaudig, M. (2019). Depression und Suizidalität: Ursachen, Prävention, Therapie. München: Elsevier Urban & Fischer.
- Pöldinger, W. (2015). Suizid: Theorie, Klinik und Therapie. Stuttgart: Thieme.
- Wolfersdorf, M. (2013). Suizidalität: Vorbeugen – Erkennen – Behandeln. Göttingen: Hogrefe.
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). (2017). S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. AWMF-Registernr.: 038-013. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-013.html
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS). (2020). Suizidprävention in Deutschland. Verfügbar unter: https://www.suizidprophylaxe.de