Psychologische Therapie bei Borderline: Symptome dieser Persönlichkeitsstörung sind Stimmungsschwankungen und Unsicherheiten im Selbstbild.

Die Borderline-Störung (BPS) ist ein tiefgreifender und oft missverstandener Persönlichkeitsaspekt, die insbesondere zwischenmenschliche Beziehungen auf die Probe stellt. Begriffe wie „Borderliner-Beziehung„, „Beziehung mit einer Borderlinerin“ oder „Wenn der Borderliner weint“ tauchen immer wieder in Erfahrungsberichten, Selbsthilfeforen oder Gesprächen mit Angehörigen auf. In diesem Blogbeitrag möchten wir die komplexe Dynamik dieser Störung beleuchten, über Diagnosekriterien aufklären, Entstehungsfaktoren betrachten und zeigen, wie psychologische Therapie helfen kann. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Verhalten von Borderliner*innen in Freundschaften und romantischen Beziehungen.
Borderline: Psychiatrische Erkrankung vs. Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist keine akute psychiatrische Erkrankung wie eine Psychose oder schwere Depression, sondern gehört zur Gruppe der Persönlichkeitsstörungen. Das bedeutet, die Symptome sind tief in der Persönlichkeitsstruktur verwurzelt und äußern sich meist chronisch. Menschen mit BPS erleben starke Schwankungen in Stimmung, Selbstbild und zwischenmenschlichen Beziehungen.
Diagnosekriterien laut DSM-5
Laut dem Diagnosemanual DSM-5 müssen mindestens fünf der folgenden neun Kriterien erfüllt sein:
- Verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Verlassenwerden zu vermeiden
- Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen
- Identitätsstörung: Instabiles Selbstbild
- Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen
- Wiederholte suizidale Handlungen oder Selbstverletzungen
- Affektive Instabilität
- Chronisches Gefühl von Leere
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren
- Vorübergehende, stressabhängige paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome
Viele Betroffene stellen sich irgendwann die Frage: „Könnte das auf mich zutreffen?“ und suchen nach einem Selbsttest für Borderline. Solche Selbsttests im Internet können Hinweise auf ein Störungsbild geben, ersetzen jedoch keine professionelle psychologische Diagnostik.
Wie entsteht eine Borderline-Störung?
Die Ursachen sind komplex. Es handelt sich um ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, neurobiologischer Empfänglichkeit und frühen negativen Beziehungserfahrungen. Viele Betroffene berichten über emotionale Vernachlässigung, Missbrauch oder instabile Bindungen in der Kindheit. Diese traumatischen Erlebnisse können zu einer gestörten Emotionsregulation und einem instabilen Selbst führen.
Borderline in Beziehungen: Freundschaft & Liebe
Eine Beziehung mit einer Borderlinerin oder einem Borderliner kann sehr intensiv, leidenschaftlich und gleichzeitig extrem fordernd sein. Typisch sind:
- Idealisierung und plötzliche Abwertung („Schwarz-Weiß-Denken“)
- Angst vor Verlassenwerden und klammerndes Verhalten
- Impulsive Trennungen und Wiederannäherung
- Emotionale Überflutung, starke Eifersucht, Wut
- Selbstverletzendes Verhalten als Ausdruck von innerem Schmerz
Partner:innen berichten oft, dass sie sich zwischen extremer Nähe und radikaler Ablehnung hin- und hergerissen fühlen. Die Frage „Warum sind Borderliner so anstrengend?“ darf nicht als Vorwurf verstanden werden, sondern als Ausdruck von Hilflosigkeit. Denn das Verhalten ist Ausdruck tiefer emotionaler Not.
Wie Partner:innen helfen können
Wer in einer Beziehung mit einer Borderliner-Frau, einem Borderliner-Mann oder generell einem:r Borderline-Partner:in lebt, braucht viel Verständnis, Geduld und die Bereitschaft, sich selbst gut abzugrenzen. Tipps für den Alltag:
- Grenzen setzen: Liebevoll, aber klar. Keine Retterrolle einnehmen.
- Nicht persönlich nehmen: Stimmungsschwankungen sind keine gezielten Angriffe.
- Gemeinsame Therapie unterstützt: Auch als Paar zur Beratung und Therapie gehen.
- Selbstfürsorge betreiben: Auf eigene Ressourcen achten.
- Krisen ernst nehmen: Bei Selbstvereletzung oder Suizidgedanken kann akute Hilfe nötig sein.
In der Beziehung mit Borderliner-Frauen und -Männnern ist emotionale Stabilität auf beiden Seiten entscheidend. Die Frage „Was mögen Borderliner nicht?“ in Hinblick auf potentielle Trigger für Krisen oder Beziehungskonflikte lässt sich nicht pauschal beantworten, doch: Abwertung, Ignoranz, emotionale Kälte oder Kontrollverlust können extreme Reaktionen auslösen.
Borderline in Freundschaften
Auch Freundschaften können für Menschen mit BPS eine Herausforderung sein. Wer eine einen Freund oder eine Freundin mit Borderline hat, erlebt oft tiefe Verbundenheit, aber auch Phasen von Rückzug, Misstrauen oder emotionaler Überforderung. Ehrliche Gespräche und klare Strukturen können helfen.
Grenzen achten – aber Verbindung halten
Wer mit einem Menschen mit Borderline in Beziehung steht – sei es als Freund:in, Partner:in oder Familienmitglied – sollte sich informieren, eigene Grenzen respektieren, aber auch die Verbindung nicht verlieren. Eine stabile, liebevolle Beziehung ist möglich – auch wenn sie Arbeit bedeutet.
Psychologische Therapie bei Borderline
Psychologische Therapie bei Borderline: eine Therapie bei Borderline ist möglich und wirksam. Die bekannteste Methode ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), entwickelt von Marsha Linehan. Weitere Ansätze wie die Schematherapie oder die mentalisierungsbasierte Therapie haben sich ebenfalls bewährt. In spezialisierten Borderline-Kliniken lernen Patient:innen, mit Emotionen besser umzugehen, stabile Beziehungen aufzubauen und sich selbst zu regulieren.
Menschen mit Borderline-Klinik-Erfahrungen berichten oft, dass die Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie sowie Achtsamkeitsübungen nachhaltige Veränderungen ermöglichen kann.
Achtsamkeit & Skillstraining
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben Emotionen oft als überwältigend – ihre innere Anspannung kann sich innerhalb von Sekunden aufbauen und in Selbstverletzung, Wutausbrüchen oder Impulshandlungen entladen. Diese Form der inneren Überflutung ist kaum kontrollierbar, solange keine effektiven Strategien zur Emotionsregulation erlernt wurden. Genau hier setzen Achtsamkeitstechniken und das Skillstraining an – zwei zentrale Elemente in der dialektisch-behavioralen Therapie (DBT), einer der wirksamsten Therapieformen bei Borderline.
1.) Anspannungszustände erkennen und einordnen
Borderline-Betroffene lernen in der Therapie, ihre innere Anspannung auf einer Skala von 0–10 einzuschätzen. Diese Selbstbeobachtung hilft, rechtzeitig gegenzusteuern:
- 0–4: Normalspannung – gute Selbstwahrnehmung, realistische Einschätzung
- 5–7: beginnende Überforderung – erste Warnzeichen wie innere Unruhe, Druck
- 8–10: akute Hochanspannung – Kontrollverlust, Dissoziation, Selbstverletzungsdrang
Das Ziel: Schon bei mittlerer Anspannung aktiv werden, bevor Eskalationen entstehen.
2.) Achtsamkeit: Im Jetzt bleiben statt wegdriften
Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen – ohne zu bewerten. Für Borderliner*innen ist das eine große Herausforderung, denn sie neigen dazu, sich in Gedankenstrudeln, Ängsten oder Schuldgefühlen zu verlieren. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen – wie z. B. Atembeobachtung, Body-Scan oder „5-4-3-2-1“-Techniken – fördern Selbstregulation und helfen, dissoziativen Zuständen entgegenzuwirken.
3.) Skillstraining: Werkzeuge gegen die Überflutung
„Skills“ sind gezielte Handlungen oder Reize, die helfen, Anspannung kurzfristig zu senken, ohne sich selbst zu schaden. Dabei wird zwischen starken (Eiswasser, Chilischoten, Gummiband-Schnalzen) und sanften Skills (Bewegung, Musik, Duftöl) unterschieden. Das Skillstraining lehrt die Betroffenen:
- Reize bewusst zu wählen (nicht destruktiv)
- Skills individuell zu testen und als „Notfallkoffer“ bereitzuhalten
- Nach Anspannung in die Reflexion zu gehen: Was hat geholfen? Was nicht?
Fazit
Menschen mit Borderline brauchen viel Verständnis, therapeutische Begleitung und eine Umgebung, die sie emotional nicht weiter destabilisiert. Eine „Borderline-Beziehung“ ist anders – aber nicht unmöglich. Psychologische Therapie bei Borderline kann dir dabei helfen mittels Emotionsregulationsstrategien, Achtsamkeit und Skillstrainings gut mit deiner individuellen Persönlichkeit umgehen zu lernen.
Hast du den Verdacht, eine Borderline-Persönlichkeit zu haben oder stehst du in Beziehung mit einem:r Borderliner:in? Möchtest du lernen, wie du mit Borderline-typischen Verhaltensweisen gut umgehen kannst? Lass uns im kostenlosen Erstgespräch darüber sprechen!
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): https://www.dgppn.de
- Borderline-Netzwerk: https://www.borderline-plattform.de
- Marsha Linehan: Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
- DSM-5 Diagnosekriterien: https://www.psychiatrie.de/diagnostik/dsm-5
- Erfahrungsberichte: https://www.psychic.de
- Informationen zur Schematherapie: https://www.schematherapie.de
- Selbsthilfegruppen: https://www.borderline-trialog.de